Andrina Hodel für die Olympischen Spiele Tokio 2020 selektioniert

Medienmitteilung – Selektion Tokio 2020 Andrina Hodel_3. Juli 2021

Die Thurgauer Stabhochspringerin Andrina Hodel wird für die Olympischen Spiele in Tokio selektioniert. Für die Athletin, ihr Team wie auch den LC Frauenfeld ein freudiges Ereignis.

Diszipliniert, ehrgeizig und ambitioniert – das ist Stabhochspringerin Andrina Hodel. Die 21-jährige Athletin des LC Frauenfeld durfte in ihrer jungen Karriere schon einige Erfolge feiern. Mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen kommt nun ein weiterer grosser hinzu. Für Hodel geht ein Traum in Erfüllung: «Ich träumte von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen. Dass dieser Traum nun bereits in meiner ersten Saison als Profi in Erfüllung geht, hätte ich nicht gedacht und ist unbeschreiblich schön». 29 Jahre nach Regula Zürcher-Scalabrin ist Hodel die zweite LC Frauenfeld – Athletin, welche an den Olympischen Spielen teilnimmt. «Wir freuen uns sehr für Andrina und sind stolz auf ihre Leistung», so der LCF-Präsident Jörg Engeler.

Taktischer Weg zur Qualifikation

Um sich im Stabhochsprung für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, braucht es in der Weltrangliste einen Rang unter den Top 32. Diese Weltrangliste funktioniert ähnlich wie beim Tennis mit Punkten und sollte eigentlich nur die Resultate aus einem vergangenen Jahr berücksichtigen. Infolge der Covid-Pandemie entschied man jedoch, alle Resultate ab Juli 2019 mit einem Unterbruch im Jahr 2020 zu werten. Für Hodel, die 2019 erst 19 war und 2020 mehrere Top-Resultate ablieferte, ein grosser Nachteil. Der Modus dieses Rankings ist zudem darauf ausgerichtet, dass möglichst viele Länder aus allen Kontinenten an den Olympischen Spielen vertreten sind. So war es für Hodel nochmals schwieriger als zweitbeste Schweizerin im stabhochsprungstarken Europa einen Spot für die Olympischen Spiele zu ergattern.

Nachdem die Hallen-Saison 2021 bei Hodel komplett ausfiel, blieben ihr nach einem verregneten Mai genau sechs Wochen, um die fünf für das Ranking zählenden Resultate zu bewerkstelligen. Die Ranking-Punkte setzen sich zusammen aus einerseits der gesprungenen Höhe, die ähnlich dem Zehnkampf in Punkte übersetzt wird, und Rangpunkten, die je nach Kategorie des Meetings unterschiedlich hoch sind.

Hodel und ihr Trainer, Patrick Schütz, planten die Wettkämpfe mit aller Konsequenz: «Wir reisten ganz gezielt an die Meetings in Europa, welche viele Punkte gaben; natürlich im Wissen, dass Andrina zu Hause in gewohntem Umfeld vermutlich höher springen würde, aber es kam halt stärker darauf an, sich der Konkurrenz an diesen grossen Meetings zu stellen», sagt Trainer Schütz.

Wettkampfmarathon mit Hindernissen

Nach zwei Einstiegswettkämpfen folgte Anfang Juni in Frauenfeld mit 4.47m die erste persönliche Bestleistung und das erste zählende Resultat. Danach schaffte man es in letzter Sekunde – und über viele persönliche Kontakte – einen Startplatz an den hochdotierten Paavo Nurmi Games in Turku (FIN) zu ergattern. «Dieses Prozedere war so knapp, dass es meine Stäbe nicht nach Finnland schafften. Ich konnte mit vor Ort ausgeliehenen Stäben einer anderen Marke springen, was eine grosse Herausforderung war. Dies ist vergleichbar mit einem Skifahrer, welcher den Slalom mit fremden Skis bestreiten muss – es geht irgendwie, aber man fühlt sich nicht vertraut mit dem Material», erzählt Hodel. Trotz diesen erschwerten Bedingungen schaffte Hodel einen dritten Rang und holte sich das zweite Zählresultat. Beim internationalen Meeting in Genf folgte vier Tage später mit 4.50m und Rang 4 das nächste Top-Resultat und erneut eine persönliche Bestleistung. Am Tag darauf flogen Hodel und Schütz nach Athen, wo Hodel das Heim-Meeting der Olympiasiegerin Katerini Stefanidi mit 4.35m gewann und somit das vierte Zählresultat holte. Das Meeting war von so starkem Gegenwind geprägt, dass Stefanidi schon im Einspringen abbrach. Nun lag man erstmal in Griffweite der Top32 und die Nervosität stieg. An den Schweizermeisterschaften konnte Hodel dem Druck standhalten und wurde – wiederum bei Gegenwind – mit 4.35m Zweite. Man hatte die fünf Top-Zählresultate in nur vier Wochen geschafft.

Nach bangen Tagen des Wartens, wie die Konkurrenz in den letzten Tagen der Qualifikationsphase abgeschnitten hatte, steht fest, dass die Thurgauerin in den Top 32 in der Weltrangliste steht, auf Platz 30. Gestützt darauf ist Andrina Hodel heute offiziell von Swiss Olympic für die Olympischen Spiele Tokio 2020 selektioniert worden.

Ziele und Träume

Hodel wird – mit einigem Abstand – als jüngste Stabhochspringerin am 2. August 2021 in die Qualifikation steigen. Eine Finalqualifikation der besten 12 wäre eine Sensation. «Andrina könnte 4.60m springen, wenn alles perfekt läuft, aber Perfektion geht immer mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit einher und vermutlich braucht es eher eine Höhe um 4.70m für den Final», so Trainer Schütz. Hodel freut sich auf den ersten Start auf der ganz grossen Bühne: «Ich will guten Stabhochsprung zeigen und Erfahrung für Paris 2024 sammeln. Mit welcher Höhe ich aus dem Wettkampf gehe, ist in einer Qualifikation nicht relevant. Ich will angreifen und mich ein erstes Mal daran versuchen, meinen nächsten Traum zu erfüllen: einen Olympia-Final.»

Neue Leichtathletikhalle sichert Zukunft

Hodel, welche in ihrer noch jungen Karriere bereits vieles erreicht hat, hat grosses Potential, welches laut Schütz noch lange nicht ausgeschöpft ist: «Schaut man auf ihre Bestleistungen im Sprint, kann ihr in der absoluten Weltspitze kaum eine das Wasser reichen und in der absoluten Spitze ist Geschwindigkeit matchentscheidend.»

Freudig schaut das Duo nicht nur nach Tokio, sondern auch in den Herbst 2021. Denn dann soll der Baustart für die in Frauenfeld geplante Leichtathletikhalle sein. Für Hodel, die bisher im Winter in St. Gallen und an der Kantonsschule Frauenfeld eine Hallen-Trainingsmöglichkeit vorfand, aber jeweils ab April bei Wind und Wetter draussen trainieren musste, ein Glücksfall: «Eine solche ganzjährige Infrastruktur ist der entscheidende Faktor, um in den nächsten Jahren zur absoluten Spitze aufschliessen zu können.»  

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